Archiv der Kategorie: Biographie

Matiychuk, Oxana: Rose Ausländers Leben im Wort

Bei der Buch Wien 2021 kam mir diese kurze Graphic Novel unter (die streng genommen überhaupt keine ist, da sie kein Sprechblasen mit Dialogen hat, sondern nur einen fortlaufenden Text über Rose Ausländer), ich kaufte sie und las sie mit großem Interesse.

Rose Ausländer hatte ein bewegtes Leben, leider nicht freiwillig, denn als Czernowitzer Jüdin war sie von der Geschichte des 20. Jahrhunderts bedroht. 

In Czernowitz geboren

Sie kam als Rosalie Scherzer 1901 in Czernowitz zur Welt. 1914 flieht die Familie vor dem Ersten Weltkrieg nach Wien. Sie besucht ein Handelslyzeum und schreibt erste Gedichte.

1919 war sie wieder in Czernowitz, das damals zu Rumänien gehörte. Nach dem Tod des Vaters geht sie nach Amerika, da sie auf diese Weise der Armut zu entkommen hofft. Auf dem Schiff begleitet sie ein Freund der Familie, Ignaz Ausländer, den sie in Amerika heiratet. Ab 1923 leben die beiden in New York, zuvor in Minnesota. Rose sehnt sich nach der Bukowina zurück.

Beide erhalten die amerikanische Staatsbürgerschaft. Daraufhin macht Rose einen Besuch in Czernowitz und lernt dort die Liebe ihres Lebens kennen, den Graphologen Helios Hecht. Sie lässt sich scheiden, um ihn zu heiraten, doch er kann sich nicht scheiden lassen, daher wird aus einer Ehe nichts. Trotzdem leben die beiden zusammen, Rose schreibt für Czernowitzer Zeitungen. Als Helios einige ihrer Gedichte, begleitet von einer graphologischen „Charakteranalyse“, ohne ihre Zustimmung veröffentlicht, kommt es zu Bruch. Ab dann lebt Rose Ausländer allein. 

Die Judenverfolgung überlebt

Nach dem Hitler-Stalin-Pakt fällt Czernowitz an die UdSSR, bald darauf wird es von den Deutschen erobert. Sofort beginnen die Nazis mit der systematischen Judenverfolgung. In Czernowitz wird ein Ghetto errichtet, in das auch Rose gerät. Viele Juden werden ermordet, doch Rose überlebt. Ab 1944 ist Czernowitz wieder sowjetisch. Rose kann 1946 in die USA ausreisen. Doch dort wird sie nicht glücklich. Also beschließt sie 1964, wieder nach Europa zu ziehen, zunächst nach Wien, wo sie aber eine nach wie vor judenfeindliche Atmosphäre vorfindet, sodass sie nach Düsseldorf zieht. Dort hat sie aber kein richtige Wohnung, sondern zieht von Pension zu Pension, wenn sie nicht gerade auf Reisen ist. Ihre Habe ist in einem Dutzend Koffern verstaut.

Im Nelly-Sachs-Haus

Ein schwerer Beinbruch führt 1972 zu permanenter Behinderung, sodass sie in einem Altersheim für Künstler*innen Zuflucht und Pflege in Anspruch nehmen muss, im Nelly-Sachs-Haus, das der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf gehört. Dort bleibt sie bis zu ihrem Tod 1988. Ihre Kontakte werden immer weniger, schließlich hört sie auch zu schreiben auf.

Diese Graphic Novel ist sehr einfach geschrieben, aber originell gestaltet. Eine perfekte erste Einführung in Leben und Werk der Autorin.

Die Illustrationen und die Gestaltung stammen von Olena Staranchuk und Oleg Gryshchenko, die Übersetzung von Kati Brunner.

Matiychuk, Oxana: Rose Ausländers Leben im Wort. Graphic Novel. Übersetzt von Kati Brunner.  Gestaltung von Olena Staranchuk und Oleg Gryshchenko. Danube books, Ulm, 2021. 52 Seiten. 

Bild: Wolfgang Krisai: Ellis Island in New York, Gebäude der Einwanderungsbehörde. 2017. Tuschestift.

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Thiele, Johannes: Elisabeth

Bild: Wolfgang Krisai: Hermesvilla. Tuschestift, Buntstift, 2018.

Diesen schönen, großen Bildband kaufte ich mir, nachdem wir das Sisi-Museum in der Wiener Hofburg besucht hatten. Jetzt las ich ihn mit großem Interesse und Gewinn. Er zeigt ein differenziertes Bild Kaiserin Elisabeths (1837-1898), der Gattin von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich-Ungarn. Sie wird als problematische Figur dargestellt, die in die Ehe gestolpert war, ohne recht zu wissen, wie ihr geschah – immerhin war sie erst 15 Jahre alt, als Franz Joseph um ihre Hand anhielt.

Kampf gegen die Wiener Konventionen

Lange Zeit war ihr Leben ein halb bewusster Kampf gegen die Wiener Konventionen und das strenge Regime der Mutter Franz Josephs, Erzherzogin Sophie, die zugleich eine Tante Elisabeths war. Diese riss die Erziehung und Betreuung der ersten drei Kinder des Kaiserpaares an sich, Elisabeth gelang es nicht, sich dagegen zu wehren. Erst ein radikales Ultimatum, in dem sie Franz Joseph schriftlich aufforderte, allein ihr die Kinder zu überlassen und ihr selbst völlige Selbstbestimmung zu gewähren, führte zu einer Änderung der Situation, die aber schon verfahren war. Sisi entzog sich daher immer mehr dem Wiener Hof, ihrer Schwiegermutter, ihren Kindern und ihrem Mann. Sie lebte einen verzweifelten, melancholischen Drang zur Selbstverwirklichung aus, in Zeiten, wo dies einer Frau gesellschaftlich einfach nicht zugestanden wurde. Als Kronprinz Rudolph, den sie zwar nicht wirklich liebte, der aber immerhin der einzige Sohn war, sich in Mayerling umbrachte, wünschte auch Elisabeth sich den Tod. Der kam erst neun rastlose Jahre später in Form eines verirrten Anarchisten, Luigi Lucheni, der sie in Genf mit einer Feile niederstach.

Manische Selbstverwirklichung

Selbstverwirklichung bedeutete für Sisi: Reisen, wann und wohin immer sie wollte (natürlich auf Kosten des Kaisers), lange Aufenthalte im Ausland, zum Beispiel auf Krofu, wo sie sich das Schloss „Achilleion“ errichten ließ; Reiten, Wandern bis zum Umfallen (vor allem des Gefolges) und ein Schönheitskult, der täglich Stunden an Frisieren, Gymnastik und Körperpflege verschlang (und trotzdem ihr Gesicht so altern ließ, dass sie sich ab 40 nicht mehr fotografieren ließ und es hinter einem Schleier oder Fächer verbarg). Sie lernte Neugriechisch, las Homer, Byron und Heine (der überhaupt ihr literarisches Idol war, wobei ich vermute: der Heine des „Buchs der Lieder“), schrieb selbst Gedichte im Stil Heines, liebte Ungarn (ihre einzige politische Aktivität war es, den „Ausgleich“ mit Ungarn 1867 zu befördern; der Höhepunkt ihres Lebens war daher auch die Krönung zur ungarischen Königin 1867; von den Ungarn bekam das Kaiserpaars Schloss Gödöllö geschenkt, das Sisi liebte) und sie wurde von den Ungarn geliebt. Aber auch von vielen Verehrern, die sie aber streng auf Distanz hielt. Während Franz Joseph mit ihrer Zustimmung das bekannte Verhältnis mit Katharina Schratt pflegte, scheint sie sich für Männer nicht interessiert zu haben. Aber auch nicht für Frauen. Überhaupt in erster Linie nur für sich selbst.

Moderner Charakter

Eine irgendwie moderne Frau, die heute eine Instagram-Queen sein könnte… Dazu passen die unzähligen Bilder, die es von ihr gibt, auch, weil es oft idealisierte Zeichnungen oder Gemälde, oft auch schlicht Fotomontagen sind, die der Öffentlichkeit ein Bild vorgaukelten, das nicht der Wirklichkeit entsprach. Das Bildmaterial des Bandes ist daher bei aller Üppigkeit doch eindimensional und ermüdend.

Besonders interessant finde ich auch die Kapitel über die Nachwirkung bis hin zum erfolgreichen Musical „Elisabeth“.

Thiele, Johannes: Elisabeth. Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn. Ihr Leben. Ihre Seele. Ihre Welt. Brandstätter-Verlag, Wien, 2011. 319 Seiten.

Bild: Wolfgang Krisai: Hermesvilla. Tuschestift, Buntstift, 2018. – Die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten in Wien ließ Kaiser Franz Josph für seine Frau erreichten. Bewohnt hat Sisi das prachtvolle Gebäude selten. Heute befindet sich darin ein sehenswertes Museum und der Lainzer Tiergarten rundherum ist ein ausgedehntes Erholungsgebiet.

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Günter de Bruyn: Sünder und Heiliger

Bild: Wolfgang Krisai: Der Romantiker-Friedhof in Maria Enzersdorf bei Wien. Tuschestift und Buntstift, 2013.

Als ich erfuhr, dass Günter de Bruyn am 4. Oktober 2020 gestorben ist, fiel mir ein, dass ich von ihm doch eine Zacharias-Werner-Biographie haben müsste. Und tatsächlich, sie stand im Biographien-Regal. Also las ich sie gleich.

Ein zerrissener Mensch

Zacharias Werner, geboren am 18. 11. 1768 in Königsberg, war ein mehr als zerrissener Mensch, der auf der einen Seite ein selbstgestricktes Christentum missionarisch propagierte (und damit seine literarischen Zeitgenossen bis hinauf zu Goethe nervte), andererseits ein „Second life“ als sexbesessener Verführer von Unterschichtsmädchen nicht in den Griff bekam. Unter Tags bereute er seine Eskapaden, aber in der Nacht stieg er doch wieder jedem Kittel nach oder ging ins Puff. In jungen Jahren heiratete er zum Schrecken der Königsberger guten Gesellschaft, aus der er stammte, sogar eine dubiose Hure, die ihn bald sitzen ließ. Auch zwei weitere Ehen scheiterten, die dritte – mit einer Polin, die er wirklich liebte – endete, indem ihn die Frau beschwor, sie einen anderen heiraten zu lassen, und zwar ausgerechnet einen guten Freund Werners! Und Werner liebte die Frau so sehr, dass er sie glücklich sehen wollte und sie tatsächlich aus der Ehe entließ.

Faszinierender Prediger

In Rom wurde er unter dem Einfluss eines italienischen Kardinals katholisch, der literaturbegeisterte Mainzer Bischof Dalberg weihte ihn zum Priester (mit allen nötigen Dispensen), und in Wien schloss er sich dem Kreis um Clemens Maria Hofbauer an. Während des Wiener Kongresses machte Werner als Prediger ins Wiens Kirchen Furore; man musste ihn gehört haben, die Massen strömten zusammen, Angehörige aller Schichten drängten sich in die vollgestopften Kirchen, nur um diesen faszinierenden Prediger zu erleben. Werner predigte in einem völlig unkonventionellen, ungenierten Stil, so eine Art zweiter Abraham a Sancta Clara. Allerdings flaute dieser Hype wieder ab, und ab dann predigte er ganz konventionell…

Er starb 1823 in Wien und wurde wunschgemäß neben Clemens Maria Hofbauer am Romantikerfriedhof Maria Enzersdorf begraben. Dort liegt er noch heute, während sein Mentor Hofbauer nach Maria am Gestade transferiert wurde.

Dramen und Gedichte

Werners Werke sind heute unbekannt, nur das Schicksalsdrama „Der 24. Februar“ ist noch im Gedächtnis, wenn auch nicht mehr auf dem Buchmarkt, wie mir scheint.

Er schrieb eine ganze Reihe Dramen, allerdings sind sie meist zu lang für eine ungekürzte Aufführung. Iffland war sein großer Förderer, den ersten Achtungserfolg hatte er mit einem Drama über Luther, das allerdings sehr umstritten war. Weitere Dramen handeln von historischen Stoffen, z. B. dem Untergang des Templer-Ordens. Er schrieb auch eine Menge Gedichte.

de Bruyn, Günter: Sünder und Heiliger. Das ungewöhnliche Leben des Dichters Zacharias Werner S. Fischer, Frankfurt, 2016. 222 Seiten.

Bild: Wolfgang Krisai: Der Romantiker-Friedhof in Maria Enzersdorf bei Wien. Tuschestift und Buntstift, 2013. Zacharias Werners Grab ist das zweite mit Steinkreuz von links.

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Maynard Solomon: Beethoven. Biographie

Wolfgang Krisai: Beethovenmuseum Probusgasse, Wien. Bleistiftzeichnung, 2020.

Maynard Solomons „Beethoven“ soll nach wie vor eine der besten Biographien des großen Komponisten sein. Daher las ich sie anlässlich des Beethoven-Jubiläumsjahres.

Solomon teilt Ludwig van Beethovens Leben (1770-1827) in große Abschnitte ein: „Bonn“, „Wien – die frühen Jahre“, „Die heroische Periode“, „Die letzten Jahre“. Innerhalb jedes Abschnitts geht es in erster Linie um biographische Aspekte, den Schluss bildet dann jeweils ein umfangreicherer Abschnitt zur in dieser Zeit komponierten Musik. Diese Darstellungen sind dennoch knapp, aber Musikanalyse ist natürlich nicht der Hauptzweck einer Biographie.

Besonders interessant fand ich die Abschnitte über Beethovens Verhältnis zu seinen Eltern, die detektivische Suche nach der „Unsterblichen Geliebten“ und die Querelen um die Vormundschaft über seinen Neffen Karl.

Der Vater – ein Trunkenbold

Der Vater war ja ein Trunkenbold, der im Vergleich zu seinem Vater, also Beethovens Großvater, in der Musik wenig und sonst auch nichts leistete. Die Mutter hatte in der Familie das Heft in der Hand, und nach deren Ableben musste Beethoven als ältester (lebender) Sohn diese Rolle übernehmen. Damit der Vater das Geld nicht versaufen konnte, suchte er sogar beim Fürstbischof, bei dem der Vater als Musiker angestellt war, an, dass dessen Gehalt zur Hälfte direkt an ihn, den Sohn, ausgezahlt werde. Das muss aber vom Vater als arge Demütigung angesehen worden sein, sodass Beethoven nie damit ernst machte. Das große Vorbild war jedenfalls nicht der Vater, sondern der Großvater.

Die unsterbliche Geliebte

Solomon weist nach, dass es Antonia Brentano gewesen sein muss. Das Kapitel ist spannend wie ein Detektivroman. Offenbar waren die Tage rund um den berühmten Brief an die „Unsterbliche Geliebte“ für Beethoven und das Ehepaar Brentano äußerst turbulent, aber es ist ihnen gelungen, ihr Beziehungs-Schifflein wieder in ruhigeres Fahrwasser zu manövrieren und weiterhin Freunde zu bleiben. Antonia scheint nämlich Beethoven ein Angebot gemacht zu haben, für ihn ihren Mann zu verlassen. Beethoven war überwältigt (vielleicht ist es ja wirklich zu einem sexuellen Abenteuer gekommen), aber im Endeffekt lehnt er Antonias Angebot ab. Unter „normalen“ Menschen hätte dies den völligen Bruch bedeutet. Hier aber nicht. Erst finanzielle Machinationen Beethovens rund um die Publikation der „Missa Solemnis“, in die er auch Franz Brentano hineinzog, führten schließlich Jahre später zum Ende dieser Freundschaft.

Die Querelen um den Neffen Karl

Auch hier scheint es sich um eine psychologisch äußerst komplizierte und widersprüchliche Angelegenheit gehandelt zu haben. Beethoven wollte Karl als eine Art Sohn haben und ihn um jeden Preis seiner für unwürdig erachteten Mutter Johanna entziehen, nachdem Karls Vater, der Bruder Beethovens, gestorben war. Sehr überraschend ist, dass sich die Sache löste, als Karl sich erschießen wollte und mit einer Kugel im Kopf (!!!) lebend aufgefunden wurde. Nach der Heilung beschritt er eine solide Laufbahn als kleiner Staatsbeamter. Kaum zu glauben!

Beethovens Taubheit

Auch Beethovens Taubheit war nicht so entschieden, wie man sich das landläufig vorstellt, sondern sie entwickelte sich schrittweise und nicht für alle Tonfrequenzen in gleichem Maße, sodass er manchmal noch gewisse Töne hören konnte, während er andere nicht hörte. Klar aber, dass einen so etwas als Musiker in Verzweiflung stürzen kann. Das berühmte „Heiligenstädter Testament“, im Buch natürlich in voller Länge zu lesen, ist ein Dokument dieser Verzweiflung – geschrieben bereits in einem Anfangsstadium der Taubheit.

Napoleon und die „Eroica“

Beethovens Verhältnis zu Napoleon ist auch ein ganzes Kapitel gewidmet. Rund um die Widmung der Eroica ist es ja zu allerlei seltsamem Hin-und-Her gekommen. Mit Napoleon in Zusammenhang steht auch Beethovens damals populärstes und von den Musikwissenschaftlern besonders ablehnend behandeltes Werk: „Wellingtons Sieg“ op. 91.

Insgesamt jedenfalls ein sehr interessantes und lesenswertes Buch, das mir ein deutlich differenzierteres Bild des großen Komponisten vermittelte, als ich es bisher hatte.

Solomon, Maynard: Beethoven. Biographie. Büchergilde Gutenberg, [1977]. 446 Seiten.

Bild: Wolfgang Krisai: Beethovenmuseum Probusgasse Wien, Bleistiftzeichnung, 2020.

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Maren Gottschalk: Johannes Gutenberg. Mann des Jahrtausends.

Wolfgang Krisai: Mainz, Kaiserdom. Zeichnung, 2014.

Maren Gottschalks Biographie über „Johannes Gutenberg. Mann des Jahrtausends“ ist ein für Laien geschriebenes, sehr gut lesbares und anschauliches Buch, das sich im Programm des Böhlau-Verlags wie ein Fremdkörper ausnimmt. Hoffentlich ist ihm trotzdem Erfolg beschieden.

Zumal es sehr schön gestaltet und gediegen gemacht ist: Hardcover, Fadenheftung, Lesebändchen, mit vielen Farbabbildungen, zweifärbigem Druck und moderner Typographie. Außerdem ist es sehr informativ, denn man erfährt nicht nur viel über Gutenberg selbst, sondern auch detaillierte Informationen darüber, wie der Buchdruck damals funktionierte, von der Herstellung des Schrifttypen bis zum „Marketing“ für die Gutenberg-Bibel.

Was mir besonders in Erinnerung ist:

Henne Gensfleisch

Gutenberg hieß Henne Gensfleisch und stammte aus einer wohlhabenden Mainzer Patrizierfamilie. 

In Mainz gab es immer wieder Revolten der Handwerker gegen die Patrizier, die ihrerseits dem Erzbischof die Herrschaft abgerungen hatten. Wenn es den Patriziern in Mainz „zu heiß“ wurde, zogen sie aus, die Gutenbergs in ihr Haus in Eltville am gegenüberliegenden Rheinufer.

Gutenberg studierte in Erfurt, das zum Bistum Mainz gehörte. Das ist zumindest das Wahrscheinlichste, und immerhin wird um 1420 ein Student Johannes de Alta Villa vermerkt. Das könnte er gewesen sein.

Heiltumsspiegel

Dann taucht er in Straßburg auf (1443-44), wo er sich als Geschäftsmann betätigte und Heiltumsspiegel herstellt, eine spezielle Form von Pilgerabzeichen, die er in Aachen verkaufen will.

Außerdem muss er sich schon in Straßburg mit der Druckkunst befasst haben.

Grammatik und Kalender

Zwischen 1444 und 1448 gibt es keine Nachrichten über ihn, 1448 ist er in Mainz ansässig. Dort gründet er eine Druckerei, druckt bereits einige kleinere Schriften, unter anderem eine lateinische Grammatik, den „Donat“, und Kalender. 

Dafür musste er alle nötigen Geräte, Materialien und Fertigkeiten erst einmal entwickeln, was sicher nicht von heute auf morgen gegangen ist: Stahlstempel und Handgießgerät, Winkelhaken und Setzschiff, Farbe und Druckerballen, die Druckerpresse. Als Schrift wählte er die Textura.

Die Gutenberg-Bibel

1450 nahm er die Gutenberg-Bibel in Angriff, mit Johannes Fust, der ihm viel Geld dafür lieh, und dessen Ziehsohn Peter Schöffer, und einigen hervorragenden Mitarbeitern seiner Druckerei.

Die Gutenberg-Bibel wurde ein absolutes Meisterwerk, manche meinen, das schönste Buch, das je gedruckt wurde. Die 180 Exemplare waren noch vor dem Druck verkauft, was Enea Silvio Piccolomini in einem Brief erwähnt. Und 1987 wurde eine Gutenberg-Bibel um 9,75 Mill. DM verkauft (also fast 5 Mill. Euro), ein Preis, den kein anderes gedrucktes Buch je erreichte.

Zerwürfnis und Prozess

Noch während des zwei Jahre dauernden Drucks der Bibel entzweite sich Gutenberg mit Johannes Fust und Peter Schöffer. Er verlor einen Prozess gegen sie, musste ihnen viel Geld zurückzahlen und zwei Druckerpressen samt allem nötigen Material überlassen. Damit gründeten die beiden sogleich eine eigene Druckerei, die ebenfalls Meisterwerke hervorbrachte.

Sollte Fust gedacht haben, er könne ein Monopol auf das Drucken erringen, so machte ihm Gutenberg einen Strich durch die Rechnung. Dieser lehrte nämlich viele Menschen die Druckkunst, sodass bald in ganz Deutschland und Europa Druckereien aus dem Boden schossen, zuerst in Bamberg, Straßburg, Frankfurt, bald auch in Subiaco und Rom.

Gutenberg starb 1468 als begüterter Mann, sein Grab ist nicht erhalten.

Übrigens habe ich Maren Gottschalk bei der Buch Wien 2018 erlebt, wo sie einen halbstündigen, äußerst interessanten und kurzweiligen Vortrag über Gutenberg hielt.

Maren Gottschalk: Johannes Gutenberg. Mann des Jahrtausends. Böhlau, Köln u.a., 2018. 160 Seiten.

Bild: Wolfgang Krisai: Mainz, Kaiserdom. Zeichnung, 2014.

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Clemens M. Hutter: Christian Doppler. Der für die Menschheit bedeutendste Salzburger

Christian Dopplers Geburtshaus in Salzburg. Foto: W. Krisai, 2017

In der Salzburger Dombuchhandlung kaufte ich mir diese Biographie über den bedeutenden Salzburger Christian Doppler.

Radar-Messung und Ultraschall-Untersuchung

Es ist jener Mann, der den Doppler-Effekt entdeckt hat. Hutter zeichnet das eher wenig ereignisreiche Leben dieses Mannes nach, ergänzt die Biographie aber mit historischen Hintergründen aller Art, die manchmal etwas weit hergeholt sind, und vor allem mit für Laien verständlichen Darstellungen all jener Aspekte von Physik und Technik, für die der Doppler-Effekt eine maßgebliche Rolle spielt. Dazu zählen etwas die Entfernungs- und Bewegungsmessung von Sternen und anderen Himmelsobjekten, die Radarfallen auf der Straße, das Radar überhaupt oder die Ultraschall-Untersuchungsmethode. Alles Bereiche, die im heutigen Leben eine große Rolle spielen. Hutter bezeichnet Doppler daher als den „für die Menschheit bedeutendsten Salzburger“.

Doppler wurde 1803 im Haus gegenüber dem Salzburger Landestheater geboren, an dem heute eine große Gedenktafel prangt. Sonst war die Stadt mit Ehrungen ziemlich sparsam, wenn auch in der jüngsten Zeit das Bewusstsein von der Bedeutung Dopplers allmählich steigt.

Ein Talent in Mathematik und Physik

Dopplers Eltern waren relativ wohlhabende Steinmetze. Es war bald klar, dass der schmächtige Christian sich nicht als Nachfolger des Vaters eignete, daher durfte er das Gymnasium besuchen und später studieren. Sein Talent auf dem Gebiet der Mathematik und Physik wurde bald erkannt, er hatte Förderer, die ihm Stellen zunächst als Gymnasiallehrer in Prag, später als Dozent und Professor an der Universität Wien verschafften.

Dopplers Pech war, dass seine Entdeckung im 19. Jahrhundert nicht auf fruchtbaren Boden fallen konnte, weil man technisch nicht in der Lage war, sie zu nützen.

Intrigen an der Uni

Seine Gegner auf der Uni behaupteten erfolgreich, der Doppler-Effekt sei ein Hirngespinst. Erst Albert Einstein stellte endgültig klar, dass Doppler recht gehabt habe und seine Entdeckung bahnbrechend gewesen sei. Da war Doppler jedoch schon mehr als 50 Jahre tot, denn er starb bereits 1853.

Das Buch ist kurzweilig zu lesen und äußerst interessant. Es rückt das Bild von Salzburg als der „Mozart-Stadt“ ein wenig zurecht, müsste man doch nun wohl mit gleichem Recht „Doppler-Stadt“ sagen.

Allen Spuren nachgegangen

Zahlreiche Illustrationen bereichern das Buch. Das geht bis zu einer Abbildung jener Elektrolok der „SETG“ (Salzburger Eisenbahn Transportlogistik GmbH), auf der Unterschrift und Porträt Dopplers prangen. Man sieht: Der Autor ist allen Spuren Dopplers nachgegangen.

Clemens M. Hutter: Christian Doppler. Der für die Menschheit bedeutendste Salzburger. Verlag Anton Pustet, Salzburg, 2017. 173 Seiten. Broschiert, fadengeheftet.

Foto: Christian Dopplers Geburtshaus in Salzburg. W. Krisai, 2017

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Stefan Zweig: Magellan. Der Mann und seine Tat

 

Wolfgang Krisai: Sistiana Mare, 2003. Tuschestift, wasservermalbare Kreiden.

Stefan Zweig zeichnet den Weltumsegler Magellan in seiner spannenden Biographie als einen tragischen Menschen, der zwar großartige Leistungen vollbringt, den Lohn dafür aber nicht einheimsen kann und sogar einem seiner Kontrahenten überlassen muss.

Für Portugal im Krieg

Zunächst ist Magellan, der 1480 in Portugal zur Welt gekommen ist, als Soldat und Matrose im Dienst seines Vaterlandes in Afrika und in Ostasien in Kriegshandlungen verwickelt. Dort lässt er einen Freund auf den Gewürzinseln zurück, der seinen Beruf an den Nagel gehängt hat und ein „Aussteiger“ geworden ist. Ihn möchte Magellan wiedersehen, wenn er von Osten herangesegelt kommt. Einen malaiischen Sklaven nimmt Magellan sich von Malaysia mit, der ihm auf seiner Weltumsegelung als Dolmetscher gute Dienste leistet, aber wegen Magellans frühem Tod ebenfalls unbelohnt bleibt.

Wechsel nach Spanien zu Karl V.

Da der portugiesische König auf Magellans weitere Dienste aber verzichten zu können glaubt, wendet sich dieser mit seiner faszinierenden Idee von der Weltumsegelung an den spanischen König, den späteren Kaiser Karl V., und wird dort überraschend wohlwollend empfangen. Karl übernimmt die Schirmherrschaft über die Expedition, Geld wird aufgetrieben, Magellan wird vom König persönlich unterstützt, gegen alle Widerstände kleingeisterischer Bremser, und so kann im Jahr 1518/19 eine kleine Flotte von fünf Schiffen ausgerüstet und bemannt werden, mit der Magellan am 10. August 1519 von Sevilla losfährt.

Meuterei

Er hat einer leider falschen Karte von Südamerika entnommen, dass dort, wo in Wirklichkeit der Rio de La Plata mündet, eine Durchfahrt zum Pazifik sei. Als die Schiffe nun dort ankommen, erweist sich die riesige Bucht als Mündungstrichter eines Flusses.

Magellan, eine Einzelgänger mit finsterer Miene und eisernem Willen, lässt nach Süden steuern, in den immer kälteren Winter 1520 hinein. Man muss schließlich in einer menschenleeren Bucht weit im Süden überwintern. Da meutern die spanischen Kapitäne der Begleitschiffe Magellans. Doch mit Entschlossenheit und Kühnheit kann Magellan die Meuterei niederschlagen. Da er, wenn er alle Meuterer hinrichtet, keine ausreichend große Mannschaft mehr hätte, begnügt er sich mit der Hinrichtung des Rädelsführers und der Aussetzung zweier weiterer führender Köpfe.

Auf der Suche nach einem Durchlass zum Pazifik

Am 25. Oktober 1520 fahren die Schiffe schließlich in jene Meerenge ein, die später die Magellanstraße genannt wurde. Kurz vor Erreichen des Pazifik (den Magellan so benannte, weil er damals ein ruhiges Meer war), segelt ihm noch sein größtes Schiff davon und zurück nach Spanien. Diesen Deserteuren wird schließlich kein Prozess gemacht, da der Mann, der sie wohl anklagen würde, tot ist. Ein anderes der Schiffe ist inzwischen an den Klippen zerschellt.

Am 28. November erreichten die verbliebenen drei Schiffe den Pazifik. Dann beginnen mehr als hundert Tage Querung des riesigen Meeres, dessen Größe Magellan wie seine Zeitgenossen viel zu gering eingeschätzt hat. Die Mannschaften verhungern fast.

Tödliche Überheblichkeit

Schließlich erreichten sie die heutigen Philippinen. Magellan gelingt es, mit einem dortigen Fürsten friedlich ins Geschäft zu kommen. Die Ureinwohner lassen sich sogar scharenweise taufen.

Doch dann leistet sich Magellan einen tödlichen Fehler: Um dem Fürsten seine militärische Stärke zu beweisen, will er die spanische Übermacht in einem kleinen Krieg gegen einen unbotmäßigen Stammesfürsten auf einer winzigen Insel demonstrieren. Die philippinischen Freunde sollen beim Kampf nur zusehen. Doch statt leichten Spiels erweist sich der Kampf wegen schwieriger Bedingungen an der Küste als aussichtslos, die Spanier flüchten, und Magellan wird niedergemetzelt.

Das Schicksal der übrigen

Damit ist das Prestige der Spanier bei den philippinischen Fürsten sofort im Keller. Die übrig gebliebenen Kapitäne und Matrosen müssen sich erst neu organisieren, was nicht ohne Chaos abgeht. Schließlich werden die Kapitäne und einige Matrosen in eine Falle gelockt und umgebracht.

Die drei spanischen Schiffe ergreifen die Flucht. Eines schlägt Leck und wird versenkt. Schließlich erreichen die beiden verbliebenen Schiffe die Gewürzinseln, die Molukken, wo Magellan schon einmal war. Als man, nachdem man Tonnen von Gewürzen gekauft und geladen hat, losfahren will, erweist sich das größere der beiden Schiffe, die „Trinidad“, als nicht mehr seetüchtig. Man lässt Schiff und Mannschaft zur Reparatur zurück. Die Trinidad segelt später in den Pazifik zurück und verschwindet spurlos.

Übrig bleibt die „Victoria“, die um Afrika herum nach Spanien zurücksegelt, und zwar ohne in Afrika zu landen, da dort nur portugiesische, also feindliche Stützpunkte sind. Mit letzter Kraft erreichen Schiff und ein Rest der Mannschaft am 8. September 1522 Sevilla: Die Weltumsegelung ist gelungen. Magellan hat bewiesen, dass alle Weltmeere zusammenhängen und man rund um die Weltkugel segeln kann. Ein Nebeneffekt, der erst jetzt auffällt: Man gewinnt, wenn man immer nach Westen fährt, einen Tag.

Den Ruhm erntet der Falsche

Den Ruhm der Weltumsegelung erntet derjenige, den das Wegsterben der anderen zum Kapitän der Victoria gemacht hat: Sebastian del Cano. Da er selbst einst unter den Meuterern war, hat er kein Interesse, die vor einem Jahr zurückgekehrte Mannschaft jenes Schiffes, das desertiert ist, vor Gericht zu bringen. Im Gegenteil: Vielleicht hat die Vernichtung sämtlicher Bordtagebücher der Expedition ihren Grund darin, dass Dokumente, in denen die Meuterei aufgezeichnet war, verschwinden sollten.

Nur der italienische Reisechronist Pigafetta hat einen zusammenfassenden Reisebericht hinterlassen – vermutlich auf der Basis eines tagtäglich weitergeführten Tagebuchs, das verschwunden ist. Doch darin ist von der Meuterei nichts zu lesen.

Die Lektüre dieses – wie von Zweig gewohnt – sehr flüssig geschriebenen Buchs ist so fesselnd, dass man kaum aufhören kann. Meine Ausgabe bietet einige Illustrationen, so wie übrigens auch die derzeit erhältliche Fischer-Taschenbuch-Ausgabe.

Stefan Zweig: Magellan. Der Mann und seine Tat. S. Fischer Verlag, Frankfurt, 1953. Erstausgabe: Reichner, Wien, 1938. 334 Seiten.

Bild: Wolfgang Krisai: Sistiana Mare, 2003. Tuschestift, wasservermalbare Kreiden. – Das ist zwar nur ein Blick auf die Adria und nicht auf den Pazifik, aber immerhin: Meer.

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Richard Friedenthal: Luther

Wolfgang Krisai nach Lucas Cranach d. Ä.: Martin Luther. Tuschestift, 2017.

Das Jubiläumsjahr „500 Jahre Thesenanschlag in Wittenberg“ 2017 regte mich an, mich ausführlicher mit der wichtigsten Figur der Reformation, Martin Luther, zu beschäftigen. Ich brauchte dazu nur an unser Biographien-Regal zu gehen und Richard Friedenthals dicke, überaus informative und anschauliche, elegant und pointiert geschriebene Luther-Biographie zur Hand zu nehmen. Da es sich um eine Taschenbuchausgabe handelt, wurde sie automatisch zu meinem Öffi-Buch, das ich zunächst vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln las. Bald aber interessierte es mich so sehr, dass ich auch daheim darin zu lesen begann.

Luther wurde am 10. November geboren, im Jahr 1483. Gestorben ist er 1546. Dazwischen liegt ein interessantes Leben.

Ich greife nur einige Details heraus, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind:

Luthers kämpferischer Charakter

Luther war ein Stier, der in Wallung geriet, wenn er ein rotes Tuch sah. Rote Tücher gab es für ihn damals eine ganze Menge, allen voran die roten Gewänder der Bischöfe und Kardinäle, die es sich auf Kosten ihrer ihnen anvertrauten „Schäfchen“ gut gehen ließen. Dann natürlich die Päpste, auch wenn sie eher Weiß trugen oder gar, wie Julius II., Silber in Form von Rüstungen. Finanziert wurden die Kriege und Bauvorhaben der Päpste nicht zuletzt von dem Geld, das geschickte Ablassverkäufer aus Deutschland nach Italien überwiesen, eine Praxis, die Luther zur Weißglut brachte. Seine 95 Thesen, die er 1517 an die Kirchentür von Wittenberg anschlug, befassten sich mit all diesen Missständen. Da er nicht der einzige war, dem die Ausbeutung durch die Kirche sauer aufstieß, verbreiteten sich seine Thesen, sobald sie ins Deutsche übersetzt und gedruckt waren, rasend schnell in ganz Deutschland.

Luthers Sprachen: Deutsch und Latein

Die 95 Thesen schrieb und veröffentlichte Luther als Theologieprofessor, der er an der Universität Wittenberg war, selbstverständlich in der damaligen Gelehrtensprache Latein. Er beherrschte Latein ganz ausgezeichnet, sprach es gewissermaßen fließend, wie es sich für einen Gelehrten der damaligen Zeit gehörte. Wenn Luther sich primär an eine universitär gebildetes Publikum wandte, schrieb er lateinisch.

Wollte er jedoch die Fürsten oder das einfache Volk erreichen, bediente er sich der deutschen Sprache, konkret des Frühneuhochdeutschen, das er maßgeblich mitprägte. Luther ist zwar nicht der Erfinder des Hochdeutschen als jener Sprache, die alle Menschen im deutschen Sprachraum verstehen konnten, aber er trug wesentlich dazu bei, dass es zu dieser Entwicklung kam. Seine berühmte Bibelübersetzung, die er während seiner Gefangenschaft auf der Wartburg mit dem Neuen Testament begann und bald auch um das Alte Testament erweiterte (1534 erschien die erste vollständige Bibelübersetzung Luthers), verbreitete sich unglaublich schnell und wirkte auf den Sprachgebrauch der Menschen. Luther verbesserte die Übersetzung immer wieder und hatte dafür ein ganzes Team von Mitarbeitern. Die Ausgabe von 1534 – jüngst in einem schönen Reprint vom Taschen-Verlag herausgebracht – war also keine „Ausgabe letzter Hand“, sondern eher „Erster Hand“.

Landeskirchentum

Luther musste, da er sich vom Kaiser gebannt und vom Papst exkommuniziert und als Ketzer angeklagt sah, andere Autoritäten finden, denen er die oberste kirchliche Autorität zusprach. Er selbst wollte das ja nicht sein und hätte es über seinen Tod hinaus auch nicht sein können. So entwickelte sich schrittweise ein Landeskirchentum, wo der Landesfürst die oberste Autorität auch in kirchlichen Fragen war.

Anarchischen Tendenzen oder Ideen von Volksherrschaft und Demokratie stand Luther ablehnend gegenüber. Dementsprechend heftig äußerte er sich gegen die aufständigen Bauern und gegen radikale Prediger wie Thomas Müntzer.

Katharina von Bora

Luther verwarf den Zölibat und das Mönchtum, also jene Lebensformen, die er selbst lange gepflegt hatte, war er doch nach einem einschneidenden Erlebnis – dem berühmten Gewitter, wo er sich schon vom Blitz erschlagen sah – Augustiner Eremit geworden. Sehr zum Missfallen seines Vaters übrigens, der aus ihm einen tüchtigen Juristen machen wollte.

Eines Tages erschienen bei Luther neun entlaufene Nonnen unter der Führung von Katharina von Bora, die sich der lutherischen Bewegung anschließen wollten.

Luther hieß sie willkommen und bemühte sich, die neuen Frauen unter die Haube zu bringen. Auch Katharina wollte er mit jemandem verheiraten – und schließlich wurde er selbst ihr Mann. Damit scheint er eine gute Wahl getroffen zu haben, denn Katharina brachte seinen Haushalt im ehemaligen Augustiner-Eremiten-Kloster, das er zugesprochen bekommen hatte, in Schuss. Da hatte sie viel zu tun, denn es kamen ununterbrochen Gäste, es gab eine Menge Haushaltsangehörige, die alle versorgt werden mussten, vom Gebäude selbst, dessen Instandhaltung wohl auch einige Anstrengung erfordert hatte, ganz zu schweigen. Luther sah ja gerne Gesellschaft bei Tisch, seine berühmten Tischreden zeugen davon. Diese Tischreden wurden von seinen „Fans“ aufgezeichnet und geben Luthers originelles Sprachgemisch aus Deutsch und Latein wieder, dessen er sich auf launige Weise zu bedienen wusste.

Friedenthal bringt eine Fülle von Informationen und vermittelt dem Leser damit ein sehr lebendiges Bild Martin Luthers. Auch wenn anlässlich des Reformations-Jubiläums zahlreiche neue Luther-Biographien auf den Markt gekommen sind: Diese ältere Biographie ist immer noch jung.

Richard Friedenthal: Luther. Sein Leben und seine Zeit. Serie Piper. Piper, München, 13. Aufl. 1985. 680 Seiten.

Bild: Wolfgang Krisai nach Lucas Cranach d. Ä.: Martin Luther. Tuschestift, 2017.

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Von und über Erasmus von Rotterdam

Wolfgang Krisai:Erasmus von Rotterdam nach Hans Holbein d. J., Aquarellstift, Tuschestift, 2017.

Erasmus von Rotterdam ist einem heutzutage ja in erster Linie geläufig, weil das Studenten-Austauschprogramm der EU nach ihm benannt ist (auch wenn ERASMUS strenggenommen eine Abkürzung ist, die wie zufällig den Namen des kosmopolitischen Gelehrten und, um mit Stefan Zweig zu sprechen, „ersten Europäers“ ergibt). Doch wer ist  die Person, die hinter diesem klingenden Namen steckt? Die Lektüre zweier Biographien und einiger Werke von Erasmus verschaffte mir ein Bild dieser erstaunlichen Persönlichkeit.

Ribhegges Biographie und Zweigs Lebensbild

Wilhelm Ribhegges Biographie gibt über die Lebensstationen, Leistungen und Werke des Erasmus genau Auskunft. Stefan Zweig hingegen, den man, wie es bei mir glücklicherweise der Fall war, erst nach einer faktenreichen Biographie lesen sollte, gibt eine wertende Zusammenschau und Charakteristik der Persönlichkeit Erasmus’. Beide Bücher ergänzen sich dadurch aufs beste.

Der Vater war Priester?

Geboren wurde Erasmus 1467 in Rotterdam, damals ein kleines Fischerdorf. Sein Vater war – ja, und da beginnen schon die Unklarheiten. Zweig behauptet noch gerade heraus, der Vater sei ein Priester gewesen. Bei Ribhegge klingt das schon anders: „Der Vater Gerhard […] sollte nach dem Wunsch seiner Familie Priester werden. Aus einer heimlichen Verbindung zwischen Gerhard und Margaret gingen Erasmus und sein älterer Bruder Pieter hervor. Zur beabsichtigten Heirat kam es nicht, weil sich Gerhards Familie dagegen sträubte. So jedenfalls hat es Erasmus selbst später dargestellt. Der Vater habe aus Protest gegen seine Familie Holland verlassen und sei nach Rom gegangen. […] Erst nachdem seine Familie ihm fälschlich von dem angeblichen Tod Margarets nach Rom berichtet habe, habe sich Gerhard aus Trauer um seinen Verlust entschlossen, Priester zu werden. Bei seiner späteren Rückkehr nach Holland habe er von dem Betrug seiner Familie an ihm erfahren.“ (S. 11)

Ins Kloster gezwungen

Erasmus lebte bei der Mutter, doch diese starb, als er noch ein Jugendlicher war, und sein Vater folgte ihr bald ins Grab. Nun bekamen die Burschen einen Vormund, der seinerseits nun alles daransetzte, die beiden in ein Kloster zu zwingen. Was bei beiden schließlich auch gelang.
Erasmus wurde Augustiner-Chorherr im Kloster Steyn bei Gouda. Aus innerer Berufung war er das nicht geworden. 1492 wurde er zum Priester geweiht. Dann durfte er zum Studium nach Paris ziehen, und er kehrte nie wieder in sein Kloster zurück, im Gegenteil, er kämpfte darum, von seinen Mönchsgelübden entbunden zu werden, was der Papst schließlich tatsächlich vollzog.

„Lob der Ehe“

Erasmus fühlte sich weder zum Mönch noch zum Priester berufen. Gegen das Mönchtum äußerte er sich später deutlich in verschiedenen Schriften. Kein Wunder, dass ein Mensch wie er auch ein „Lob der Ehe“ verfasste, auch wenn er selbst nie heiratete (er blieb ja, im Gegensatz zu Luther, katholisch) und dieses kleine Werk immer als eine bloße Argumentationsübung für den Schulgebrauch herunterspielte.

Der führende Humanist seiner Zeit

Berufen fühlte sich Erasmus hingegen zum Gelehrten, und deshalb studierte er die alten Sprachen mit größtem Eifer. Er wurde der führende Humanist des Zeitalters des Humanismus.
Seine Sprache war das Englisch der damaligen Zeit: Latein. Sämtliche seiner Werke und Briefe verfasste er in dieser Sprache, die er fließend sprach und schrieb. Ja, durch ihn, so Stefan Zweig, wurde Latein erst die universelle Gelehrtensprache, als die es einige Zeit die Wissenschaftler der ganzen westlichen Welt untereinander verband.

Kosmopolit

Da Erasmus sich vor allem in Gelehrtenkreisen oder unter Kirchenmännern bewegte, ermöglichte ihm das Latein eine grenzüberschreitende Lebensweise, fast die eines Kosmopoliten. Erasmus lebte zeitweise in Paris, wo er studierte, in Italien, wo er ihm anvertraute Studenten begleitete, in England, wo er mit Thomas Morus Freundschaft schloss und den späteren Heinrich VIII. persönlich kennenlernte, in Löwen, wo er an der Universität lehrte, und schließlich in Basel, wo er den ihm kongenialen Drucker Froben, den wichtigsten Wissenschaftsverleger seiner Zeit, fand, aus dessen Presse eine Vielzahl von Werken des Erasmus hervorging. Kurz vor seinem Lebensende verbrachte Erasmus noch einige Jahre in Freiburg im Breisgau, einer katholischen Stadt, in die er sich zurückzog, als in Basel der Bildersturm radikaler Protestanten das ruhige Leben eines katholischen Gelehrten unmöglich machte.

Ein neues Neues Testament

Was arbeitete dieser Gelehrte? Er brachte z. B. eine maßgebliche griechisch-lateinische Edition des Neuen Testaments heraus, mit seiner eigenen, die bis dahin kanonische Vulgata in manchem korrigierende Übersetzung. Diese Ausgabe benützte übrigens Luther für seine Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche.
Erasmus brachte auch zahlreiche Gesamtausgaben Antiker Autoren heraus, etwa der Werke und Briefe des Hl. Hieronymus oder des Komödiendichters Plautus.

Die „Torheit“ ist durchaus klug

Daneben gibt es eigene Werke, allen voran das bis heute bekannte „Lob der Torheit“. Das ist ein originelles Werk, in dem Erasmus einen Weg gefunden hat, die Schwächen und Fehler der Welt zu kritisieren, ohne Gefahr zu laufen, gleich persönlich angefeindet und verketzert zu werden. Er lässt nämlich die „Torheit“ (eine Allegorie, in der man sich Dummheit, Eingebildetheit, Selbstüberschätzung, Frechheit, Beschränktheit und ähnliche unerfreuliche Eigenschaften gut gemischt vorstellen darf) persönlich auftreten. Man darf nur nicht glauben, diese Person Torheit sei nun selbst eine Törin. Im Gegenteil, sie weiß sehr genau Bescheid über die Welt und über die Wirkung, die sie in dieser Welt hat. In ihren Augen ist dies natürlich eine positive Wirkung, ist sie doch von sich selbst und ihrer Wichtigkeit mehr als überzeugt. Diese Wirkung und Bedeutung zu beweisen ist ihr Anliegen im „Lob der Torheit“: Sie geht die verschiedenen Stände vom Armen bis zum Reichen, vom Handwerker bis zum König, vom Mönch bis zum Papst, genauso die verschiedenen Lebensalter vom Kind und Jugendlichen bis zum Greis oder die Einwohner verschiedener Länder durch. Alle machen nichts als Torheiten, und gerade deshalb leben sie gut und glücklich – wenn auch nicht verantwortungsvoll.
Es ist kein Wunder, dass sich diese Satire auf die Menschheit bis heute gehalten hat. Man glaubt, Erasmus habe vorausgeahnt, welchen Präsidenten die Amerikaner im Jahr 2016 wählen und welche Leute in anderen Ländern sich zu Diktatoren aufschwingen würden, und diese schon im Voraus, unter der damals üblichen Bezeichnung „König“, aufs genaueste porträtiert: „Sie glauben die Rolle eines Fürsten gut zu spielen, wenn sie ständig jagen, schmucke Pferde unterhalten, Ämter und Kommandostellen mit Vorteil verkaufen und täglich auf neue Wege sinnen, um die Bürger zu schröpfen und die Staatseinkünfte in die eigenen Tasche zu leiten, wobei sie allerdings um einen gerissenen Vorwand nicht verlegen sind, damit auch die gröbste Ungerechtigkeit noch unter dem Schein des Rechtes auftritt.“ (S. 85)

Eine Frau mit Büchern?

Originell sind die „Dialoge“ oder „Gespräche“, die Erasmus geschrieben hat, zum Beispiel jener zwischen einem Abt und einer gebildeten Frau, deren Privatbibliothek der Abt überhaupt nicht dem Stande einer Frau entsprechend findet. Geradezu eine Frühschrift der Frauenemanzipation.
Diese „Gespräche“ sind die witzigen, leichtgewichtigeren Gegenstücke zu Platons Dialogen.

Sehr überrascht hat mich der lebendige Briefstil des Erasmus, hatte ich mir doch trockene Gelehrtenprosa erwartet. Doch davon sind seine Briefe weit entfernt, auch wenn sie nicht immer ganz von konventionellen Elementen frei sind.

Zurückgezuckt

Stefan Zweig stellt dar, wie Erasmus einerseits zur wichtigsten Autorität in Europa aufstieg – das sein „Triumph“ – und als solche von allen Seiten um seine Expertise gebeten, von zahllosen Gelehrten und Mächtigen der Zeit besucht oder zumindest in eine Korrespondenz verwickelt wurde, wie er andererseits aber – das war seine „Tragik“ – aber den Schritt von der Gelehrtenstube in die religionspolitische Arena der Reformationszeit nicht gewagt hatte, sondern im entscheidenen Augenblick zurückgezuckt sei und geglaubt habe, er können mit Briefen aus der Ferne die verfeindeten Parteien zum Frieden bewegen. Mit Luther, dem Tatmenschen, konnte auf diese Weise kein Einvernehmen hergestellt werden. Erasmus wollte sich vornehm aus dem Streit der religiösen Parteien heraushalten, doch das war auf die Dauer nicht möglich. Obwohl er noch vor Luther „protestantische“ Ideen entwickelt hatte, wagte er den Schritt aus der katholischen Kirche heraus nicht, der er sich als Priester verpflichtet fühlte. Schließlich schrieb er, von vielen gedrängt, eine deutlich gegen Luther gerichtete Schrift: „Vom freien Willen“. Luther schlug mit der Keule seiner Sprachmacht zurück, um Erasmus nicht nur theologisch, sondern vor allem persönlich zu vernichten. Der Gegensatz konnte nicht mehr überbrückt werden.

1536, zehn Jahre vor Luther, starb Erasmus in Basel. Dort ist er im Dom begraben.

Wilhelm Ribhegge: Erasmus von Rotterdam. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010. Reihe: Gestalten der Neuzeit. 278 Seiten.

Stefan Zweig: Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam. Europäischer Buchklub, Stutgart u.a., 1950. 209 Seiten.

Erasmus von Rotterdam: Das Lob der Torheit. Encomium moriae. Übers. u. hg. von Anton J. Gail. Reclam, Stuttgart, 1980. RUB. 136 S.

Erasmus von Rotterdam: Encomium matrimonii / Lob der Ehe. Lat. / Dt. Übers., komm. u. hg. von Gernot Krapinger. Reclam, Stuttgart, 2015. RUB. 93 S.

Erasmus von Rotterdam: Briefe. Verdeutscht u. hg. v. Walther Köhler. Dieterich, Leipzig 1938. Sammlung Dieterich 2. XLIV, 577 S.

Erasmus von Rotterdam: Gespräche. Ausgew., übers. u. eingel. v. Hans Trog. Schwabe, Basel 1936. 159 S.

Bild: Wolfgang Krisai: Erasmus von Rotterdam nach Hans Holbein d. J., Aquarellstift, Tuschestift, 2017.

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Wilhelm Waetzoldt: Dürer und seine Zeit

Titelseite von Wilhelm Waetzoldt: Albrecht Dürer und seine Zeit.

Am 19. 12. 1987 kaufte ich mir dieses Buch in einem Wiener Antiquariat um 300 Schilling, damals ein durchaus deftiger Preis. Jetzt, fast 30 Jahre später, habe ich das Buch endlich gelesen.

Entstanden ist es vor rund 80 Jahren, erschienen 1938 bei George Allen & Unwin Ltd., London, als „Phaidon-Ausgabe“, gedruckt wurde es allerdings in der Offizin Haag-Drugulin in Leipzig.

Der Autor

Hinter dieser Edition steckt eine Geschichte, die ich gerne genauer wüsste. Hier nur meine Vermutungen: Wilhelm Waetzoldt (1880-1945) war bis 1933 Direktor der Staatlichen Museen Berlin, wurde von den Nazis seines Amtes enthoben. Die dahinter steckenden Anschuldigungen finanzieller Unregelmäßigkeiten konnte er entkräften. 1934 wurde er Ordinarius für Philosophie an der Universität Halle.

Ein Nazi war Waetzoldt also nicht, sehr wohl aber eine Person, die sich offenbar irgendwie mit dem Regime arrangierte, um nicht ausrangiert zu werden. Seine Bücher über Dürer und Holbein sowie sein Jugendbuch „Du und die Kunst“ waren vermutlich recht populär, das Jugendbuch soll sogar an die Hitlerjugend verteilt worden sein (https://dictionaryofarthistorians.org/waetzoldtw.htm).

Zeitbedingtes

Seinem Dürerbuch merkt man stellenweise an, in welcher Zeit es entstanden ist, nicht nur, wenn darauf hingewiesen wird, dass der Frauenmarkt in Nürnberg nun Adolf-Hitler-Platz heiße, sondern auch dann, wenn Waetzoldt immer wieder das Deutschtum Dürers betont und ihm aufgrund seiner Herkunft bestimmte Eigenschaften zuschreibt. Hier weht – in durchaus zurückhaltender Weise – der Zeitgeist aus dem Buch. Sieht man aber davon ab, liest man es mit Gewinn.

Kapitel nach Themen

Waetzoldt schreibt keine Biographie, sondern ein nach Themen geordnetes Buch mit Kapiteln wie: „Selbstcharakteristik“ (über Dürers Selbstbildnisse), „Religiöse Bildwelt“, „Bildnis“, „Landschaft“, „Dürer und Luther“, „Dienst und Freiheit“ (über die für Maximilian I. geschaffenen Werke), „Mit Zirkel und Richtscheit“ (über Dürers kunst- und militärtheoretische Schriften). Das Buch enthält aber auch das Kapitel „Grenzen der Liebe“, wo Waetzold jene Aspekte von Dürers Werk beleuchtet, die er für schwach und überholt hält.

Ein „richtiges Buch“

Der Inhalt des Buches ist aber nur ein Aspekt, der andere die wunderbare Gestaltung dieses Buches. Es ist eines der schönsten Bücher, die ich besitze und die ich kenne. Schon das Aussehen entspricht einem „richtigen Buch“: stattlich, ohne riesig zu sein, dick, mit einem großzügigen Seitenspiegel, der im Weißrand Marginalien zulässt (Stichwörter zum Inhalt und Abbildungsverweise), eine schöne, gut lesbare Schrifttype und angenehmes Papier.

Ausgezeichnete Abbildungsqualität

Ein Kunstbuch braucht Abbildungen, und in dieser Hinsicht ist das Buch für die damalige Zeit eine Spitzenleistung: auf rund einem Dutzend schwarzen Seiten sind Farbabbildungen eingeklebt; die zweite Hälfte des Buchs besteht aus einem Abbildungsteil aus hervorragenden Kupfertiefdruck-Tafeln, und in den Text sind Reproduktionen von Holzschnitten eingestreut, die sich auf dem rauen Papier des Textteils besonders gut machen.

Musterbeispiel für gelungene Buchkunst

Dieses Buch ist also ein Musterbeispiel für gelungene Buchkunst, und es ist kein Wunder, dass es auch nach dem Krieg noch mehrere Auflagen erlebt hat. Die weite Verbreitung hat dazu geführt, dass man es heute bei ZVAB zum Spottpreis erwerben kann.

Wilhelm Waetzoldt: Dürer und seine Zeit. Phaidon-Ausgabe. George Allen & Unwin Ltd., London, 1938. 591 Seiten.

Bild: Titelseite von Wilhelm Waetzoldt: Albrecht Dürer und seine Zeit.

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