„In die Uffizien gingen wir seit unserer Kindheit, jeden Sonntag. Da unsere Familie am Feiertag keinerlei Gottesdienste besuchte, führte uns Papa am Vormittag zu dem Ritus der Laien, zur Betrachtung von Gemälden, der dem heidnischen Ritus des Nachmittags voranging, dem Besuch des Fußballmatchs der ‚Fiorentina‘ im Stadion des ‚Campo di Marte‘, das ganz aus konkaven und konvexen Formen bestand, die Pier Luigi Nervi entworfen hatte. Gegen zehn, während Mama (eine ganz schlechte Köchin) sich bemühte, das einzige wirkliche Mittagessen der Woche zuzubereiten, führte uns unser Vater in die Uffizien, wo wir einen Saal – immer einen anderen, nach dem Rotationsprinzip – besichtigten. Heute, wo auch ich mit wechselndem Resultat als Elternteil dasselbe mache, muss ich anerkennen, dass meine Eltern wahrhaft vorbildlich waren, indem sie uns dieser ‚kulturellen Mission‘ unterzogen, an der mein Bruder und ich übrigens sehr gerne und voller Neugier teilnahmen.“ (S. 11, Übersetzung von mir.) Als ich im Bookshop der Uffizien vor wenigen Tagen diese Zeilen in dem dünnen, dunkelblauen Sellerio-Bändchen las, konnte ich nicht anders, als das Buch zu kaufen. Unterzog ich doch gerade jetzt eine ganze Schulklasse genau dieser „kulturellen Mission“, nicht nur in den Uffizien, sondern in ganz Florenz, und hatte ich doch auch meine eigenen Kinder vielfach in Museen geschleppt, zu ihrer nicht immer ungeteilten Begeisterung, aber mit positiver Langzeitwirkung, wie ich jetzt weiß. Kaum hatte ich das Büchlein gekauft, fürchtete ich auch schon, es werde die doch etwas dünne Handlung breit auswalzen und bald langweilig werden. Weit gefehlt. Kaum nach Hause zurückgekehrt, schnupperte ich in das Buch hinein und konnte nicht mehr aufhören. Cataluccio erzählt weit mehr als nur seine Kindheitserinnerungen an Museen. Er bietet einen ganz persönlich gefärbten Rundgang durch die Uffizien, mit einigen Seitensprüngen in andere Museen wie die Galleria Palatina, wo dies angebracht erscheint. Dabei gewinnt er auch sattsam bekannten Gemälden wie etwa Botticellis „Geburt der Venus“ oder Michelangelos „Tondo Doni“ noch neue Aspekte ab, sodass ich am liebsten gleich wieder umgekehrt wäre, um in den Uffizien vor dem Original Cataluccios Erkenntnisse nachzuvollziehen. Ein Beispiel: Da hängt ein Gemälde Albrecht Dürers mit dem Titel „Madonna mit der Birne“, und dem oberflächlichen Betrachter mag der Titel auch schlüssig scheinen, hält die Madonna doch neben Jesus auch noch eine birnenförmige Frucht in der Hand. Cataluccio nun verweist auf einen Artikel von 2013, in dem eine Spezialistin für seltene Obstsorten nachweist, dass es sich bei der angeblichen Birne um einen Apfel handelt! Wenn man genau hinsieht, wird einem bewusst, dass dort, wo bei der Birne der Stengel wäre, hier der Rest des Blütenstands zu sehen ist, also die andere Seite. Folglich ist das ein Apfel, der ein wenig wie eine umgedrehte Birne aussieht, ein Vertreter der Sorte „Muso di bue“, „Rindernase“. Häufig erzählt Cataluccio auch von seiner persönlichen, meist originellen und interessanten Interpretation der Werke. Ein wahres Lesevergnügen. Es ist zu hoffen, dass das Buch bald auch auf Deutsch zur Verfügung steht. Francesco M. Cataluccio: La memoria degli Uffizi. Sellerio editore, Palermo, 2013. 134 Seiten Text, 26 Seiten Anhang, 16 Farbtafeln. Bild: Wolfgang Krisai: Die Uffizien am Abend. Tuschestift und Buntstift. 2011.
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Francesco M. Cataluccio: La memoria degli Uffizi.
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Marco Vichi: Morte a Firenze
Diesen italienischen Krimi kaufte ich mir in Florenz und las ihn nun (auf Italienisch) mit großem Interesse, auch wenn er nur mäßig spannend ist. Die Krimihandlung um einen ungewollt im Zuge eines Kindesmissbrauchs gestorbenen 13jährigen Florentiner Buben dümpelt den Großteil des Romans ohne nennenswerte Fortschritte dahin, der Kommissar übt sich im Warten.
Währenddessen lernt der Leser das Alltagsleben und Liebesleben des Kommissars kennen: das Essen in der Küche seines Lieblingsrestaurants; die gelegentlichen Besuche bei seinem Freund, dem Gerichtsmediziner; die gemeinsamen Aktivitäten mit seinem Kontaktmann zu Unterwelt, dem Kleinganoven Ennio; die häufigen Besuche bei der ehemaligen Hure Rosa, von der er sich massieren und verwöhnen lässt – aber ohne Sex.
Bordelli ist trotz dieser Kontakte ein einsamer Mensch, der in der Liebe kein Glück hat und nun, mit 56 Jahren, auch kaum mehr Chancen sieht, obwohl er jedem nackten Damenbein sehnsüchtig hinterherschielt.
Überschwemmung 1966
Der Roman spielt – und das ist eigentlich die Hauptsache und war auch der Grund, warum ich ihn mir kaufte – während der gigantischen Überschwemmung der Stadt Florenz im Jahr 1966. Vichi schildert diese Überschwemmung überaus eindrucksvoll und authentisch, sodass man sich von der apokalyptischen Situation während und nach der Überschwemmung, wo noch wochenlang aufgeräumt werden musste, eine eindrückliche Vorstellung machen kann. So hat es vor dem 4. November, dem Tag der Überschwemmung, schon wochenlang unglaublich viel geregnet. Am 4. November schließlich geht der Arno über, Dämme brechen, über die gesamte Altstadt und über weite Teile des Arno-Tals bricht eine schlammige Flut herein, die stellenweise bis zu 6 Meter über das Straßenniveau steigt. Da viele Heizöltanks leck werden und in den Fluten tote Tiere, kaputte Autos, Müll aller Art und sonstiges Material mitgerissen werden, versinkt Florenz in einer stinkenden Brühe. Strom und Wasser fallen aus und werden erst nach Tagen wieder hergestellt. Nach dem Abebben der Flut gilt es, überall dicke Schlammschichten zu beseitigen und noch voll Wasser stehende Keller zu leeren – zum Teil von Hand mit Eimern.
Auch Bordelli, dessen Wohnhaus zwar in den unteren Stockwerken überschwemmt wurde, dessen Wohnung aber im dritten Stock war, beteiligt sich, sobald er wieder aus dem Haus kann, an den Aufräumungsarbeiten und unterbricht währenddessen seine detektivische Warterei.
Unglückliche Liebesgeschichte
Beim Aufräumen trifft er – bei der Kirche San Niccolò, die dort liegt, wo die Stiege von der Piazzale Michelangiolo am Fuß des Hügels anlangt und an der wir folglich mehrmals vorbeigegangen sind – eine 25jährige Schönheit, die er vor ein paar Tagen als Verkäuferin in einer Boutique erstmals gesehen hat und seither nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
Und tatsächlich, sie kommen einander näher und verlieben sich ineinander. Der Roman schildert dies sehr einfühlsam. Allerdings hat eine Wahrsagerin Bordelli prophezeit, dass er eine Geliebte finden werde, aber auch, dass die Beziehung nicht lange dauern werde. Was sich leider im Finale des Romans bewahrheitet…
Der Roman war nicht schwer zu lesen, zumal ich erstmals mein PONS-Wörterbuch auf dem iPad nützte, mit dem man bequem Wörter nachschlagen und gleich in eine Vokabelkartei aufnehmen kann.
Vichi, Marco: Morte a Firenze. Un’indagine del commissario Bordelli. TEA – Tascabili degli Editori Associati S. p. A., Milano, 2011. 350 Seiten Text, danach noch Extras.
Deutsche Ausgabe: Dunkle Wasser in Florenz. Bastei Lübbe, 2011, ISBN: 978-3-404-16090-7
Italienische Homepage des Autors: http://www.marcovichi.it/
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Gerd Blum: Vasari
Giorgio Vasari wurde 1511 geboren, was natürlich Anlass für Jubiläumsaktivitäten ist. In Arezzo, seinem Geburtsort, und Florenz, seiner wesentlichen Wirkundsstätte neben Rom, werden Austellungen gezeigt, und sowohl der C. H. Beck-Verlag als auch der Giunti-Verlag gaben neue Biographien über Vasari heraus. Bei Giunti ist dies ein Heft der Reihe ArteDossier, das ich mir in Florenz gekauft habe, bei C. H. Beck diese Biographie von Gerd Blum.
Eine „unhöfliche“ Biographie
Blum ist zu den biographischen „Entzauberern“ zu rechnen, eine Strömung, die offenbar heute in ist, habe ich doch auch ein Buch über die Anfänge der Medici gelesen, das auf die gleiche Weise die Medici „entzaubert“. Der Biograph will das idealisierende Glitzern von der Biographie abstreifen, das sich im Lauf der Zeit um die biographierte Person entwickelt hat. Bei Vasari ist es zum Teil ein Glitzern, das dieser selbst um sich verbreitet hat. Für mich ist das wie mit der Höflichkeit asiatischer Völker: Man ist dort (angeblich) nach außen hin extrem übertrieben höflich, meint es aber im Grunde nicht so, während wir in Europa immer unhöflicher, weil scheinbar „ehrlicher“ werden. Also: eine „unhöfliche“ Biographie über Vasari.
Allerdings kann auch Blum nicht umhin, Vasari als einen Mann großer Verdienste darzustellen. Ja, er bietet eine „postmoderene“ Sicht auf Vasari, die zeigt, wie er zwar nicht in das eindimensionale Schema vom Originalgenie passt, das wir als gängige Vorstellung vom „wahren Künstler“ internalisiert haben, wie er aber als extrem vielseitiger Kunst-Manager und -Produzent Hervorragendes geleistet hat. Insofern ist er wohl nicht so sehr mit einem heutigen Maler oder Bildhauer zu vergleichen, sondern mit einem Architekten (der er ja auch war), wie er auch heute als Chef eines großen Teams arbeitet und vielleicht auch theoretische Äußerungen zu seinem Metier publiziert.
Großaufträge in kürzester Zeit erledigt
Vasari machte sich beliebt als ein Künstler, der mit seinen Gehilfen die übernommenen Aufträge innerhalb des zugesagten Zeit- und Geldrahmens erledigte, was oft das Erstaunen der Auftraggeber und der Nachwelt hervorrief. So zum Beispiel beim „Saal der Hundert“ in Rom, den er innerhalb von drei Monaten (=hundert Tagen) freskierte, vielleicht nicht auf dem Höchststand der damaligen Malerei (Michelangelo sagte: „Man sieht’s!“), aber dafür eben in Rekordzeit. Und richtig schlecht sind die Bilder deshalb nicht.
Auch in Florenz wurde er, als er endlich die lang erstrebte Stelle als Chefkünstler am Hof von Herzog Cosimo I. Medici erreichte (die er dann von 1555 bis zu seinem Tod 1574 einnahm), mit Großaufträgen, die in kürzester Zeit zu erledigen waren, eingedeckt. Er gestaltete den Palazzo Vecchio um und malte selbst einen Großteil der neuen Fresken, z. B. im „Saal der Fünfhundert“ (diesmal nicht Tage, sondern Delegierten) oder in Cosimos Privatgemächern. Vasari musste sich hier mit den Gelehrten am Hof genau absprechen und die ständigen Änderungswünsche des Fürsten berücksichtigen, wenn er an den Entwurf seines Bildprogramms ging. Denn die Bilder wurden damals ja überaus gefinkelt mit Bedeutungen aufgeladen, die man heute nur noch durch die Kommentare von Spezialisten – wie Gerd Blum – entschlüsselt bekommen kann. Diese Erklärungen gehören zu den interessantesten Teilen der Biographie.
Meister der Vollendung
Als Architekt war Vasari vor allem beim Bau der Uffizien tätig. Das war eine für ihn typische Meisterleistung. Blum bezeichnete Vasari als einen „Meister der Vollendung“, denn was andere große Künstler wie etwa Michelangelo unfertig hinterlassen hatten, brachte Vasari vielfach zu Ende. Oder er verwendete Vorhandenes in seinem Bauten geschickt weiter. Im Fall der Uffizien sind dies die zahlreichen Bauten, die hinter dem Palazzo Vecchio standen. Vasari ließ nicht alles abreißen und neu bauen, sondern er blendete den alten Bauten zum Teil seine Uffizien-Fassade einfach vor, dahinter befinden sich dann nicht immer ganz regelmäßige Raumordnungen, was man auch bei einem Besuch der Gemäldegalerie ein wenig merkt.
Die Uffizien sind lt. Blum eine der prägnantesten Platzlösungen der Spätrenaissance, ja aller Zeiten. Allerdings ist der Platz eher eine „Schlucht“, deren kraftvolle perspektivische Wirkung auf das unter der Arkade des Arno-seitigen Flügels stehende Standbild des Herzogs hin ausgerichtet ist.
Vasari vollendete auch die Capella Medicea bei San Lorenzo, die Michelangelo zwar anfing, wegen seiner protestierenden Flucht aus Florenz aber als Baustelle zurückließ. Die vier „Tageszeiten“ standen zum Beispiel noch am Boden herum, und Vasari ließ sie an ihrer jetzige Position auf den Sarkophagen aufstellen.
Außerdem entwarf Vasari schon die Capella dei principi, die allerdings erst nach seinem Tod ausgeführt wurde.
Begründer der Kunstgeschichte
Noch höher und wirkungsmächtiger als seine Leistungen in der bildenden Kunst sind aber seine Schriften, allen voran die „Viten“, einzustufen. Mit diesen Viten ist Vasari kein Geringerer als der Begründer der Kunstgeschichte. Außerdem verwendete er als erster den Begriff „Renaissance“ im jenem Sinne, in dem wir ihn auch heute noch verwenden. Durch die Biographie wurde mir erst so richtig bewusst, wie sehr Vasari mit den Viten unsere Sicht der Kunstgeschichte maßgeblich geprägt hat. Er hat bewirkt, dass wir Florenz als die Wiege der Renaissance und damit als die Wiege aller bedeutenden Kunst danach sehen – und nicht etwa Genua, Venedig oder eine andere künstlerisch ebenfalls bedeutende Stadt.
Auch die Idee, die Kunstgeschichte – analog zum damaligen Verständnis der Heilsgeschichte – in große Epochen einzuteilen, macht Vasari populär. Ebenso den Grundsatz, „Leben und Werk“ eines Künstlers zu behandeln, also nicht nur das Werk. Damit begründete er unser heutiges Verständnis vom Künstler, dessen Leben wir als häufig bestimmend für sein Werk ansehen und daher kennen wollen. Auch die Stilisierung Michelangelos zum größten Künstler aller Zeiten geht auf Vasari zurück, der diesem die ausführlichste Biographie, auf die gewisser Maßen alle anderen Biographien hinführen, gewidmet hat. In der ersten Auflage der Viten ist Michelangelos Biographie die letzte, also der Höhepunkt. In der zweiten, 1568, fügte Vasari zunächst eine Sammelbiographie der Meister aus der neu gegründeten florentiner „Akademie der bildenden Künste“ (auch an dieser für alle späteren Akademien vorbildlichen Gründung war Vasari federführend beteiligt) an und dann eine ausführliche Autobiographie unter dem untertreibenden Titel „Beschreibung der Werke Giorgio Vasaris“.
Vasari also auch hier der „Vollender“ im Gefolge des großen Meisters Michelangelo (mit dem er übrigens persönlich bekannt, wenn nicht befreundet war).
Kompliziertes Privatleben
Vasaris Privatleben scheint etwas kompliziert gewesen zu sein. Er heiratete 1549 die erst elfjährige Niccolosa Bacci, Bürgerstochter aus Arezzo, durfte laut Vertrag – verständlicher Weise – die Ehe aber erst zwei Jahre danach vollziehen (was immer noch früh genug ist). Vorher (1547) aber hatte er bereits zwei uneheliche Zwillinge (Alessandra und Anton Francesco) mit der offenbar wesentlich älteren Schwester und damals bereits Witwe gewesenen Maddalena Bacci gezeugt. Maddalena wurde 1548 aber mit einem anderen verheiratet, behielt die Tochter aber bei sich, während Vasari den Sohn ins Waisenhaus in Florenz gab, dem ein enger Freund vorstand, der auch die detaillierten Eheverhandlungen mit der Familie Bacci führte. Niccolosa blieb kinderlos. Vasari aber zeugte mit einer Magd später noch einen weiteren Sohn, den er ebenfalls Anton Francesco nannte – nach seinem und dem Vater Niccolosas! Vielleicht haben die beiden – das ist jetzt meine Vermutung – da etwas Ähnliches wie Abraham und Sarai gemacht.
Auf Vasaris Grabmal in einer Kirche in Arezzo gibt es jedenfalls einige Gemälde, eines davon stellt Lazarus und Maria Magdalena dar. Lazarus sieht wie Vasari aus, und Magdalena wie Hagar aus dem Gemälde „Verkündigung an Abraham und Verstoßung der Hagar“, das Vasari vorher gemalt hatte. Schon Andrea del Sarto hatte seine Frau in der Rolle der Maria Magdalena dargestellt, bei Vasari bekommt diese Darstellung aber eine spezielle Bedeutung, ist doch Magdalena der Name der Mutter seiner ersten Kinder… Offenbar wollte Vasari, der solche Anspielungen liebte, mit dem Bild die komplexe Familiensituation zum Ausdruck bringen. Wir Heutigen mit unserer Kleinfamilien-Fixiertheit liegen sicher daneben, wenn wir diese auf die Renaissance übertragen.
Auf seinem Selbstbildnis stellte sich Vasari als einen nachdenklichen, ja besorgten Menschen dar, keineswegs als einen zupackenden Löwen, wie wir etwa Michelangelo sehen. Das finde ich besonders interessant. Wahrscheinlich hat sich Vasari da wenig stilisiert, sondern einen Blick in sein Inneres gewährt, in dem nicht alles so einfach und klar war, sondern ihm vieles Sorgen bereitet hat. Es ist das Selbstbildnis eines Melancholikers. War er das?
Hätte Breitenwirkung verdient
Blums Biographie hat leider auch einen gravierenden Nachteil, an den ich mich nolens volens während des Lesens gewöhnen musste: den hölzernen Stil. Er ist zwar nicht kompliziert wie der eines wissenschaftlichen Werks eines Universitätsdozenten, doch von flüssiger Lesbarkeit und vor allem stilistischer Eleganz ist er meilenweit entfernt. Schade. Denn diese Biographie hätte Breitenwirkung verdient, die damit wohl unterbunden wird.
Dabei wäre sie wichtig, weil sie unsere oberflächliche, zum Teil vorurteilsbeladene Sicht auf einen großen Universalkünstler der Renaissance korrigieren könnte und die Leistungen Vasaris ins rechte Licht rücken würde. Vasari hätte das mehr als verdient.
Gerd Blum: Giorgio Vasari.
Der Erfinder der Renaissance.
Eine Biographie.
C. H. Beck, München 2011.
319 Seiten, davon ca. 260 Text.
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